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Dante spricht an mehreren Stellen der Divina Commedia vom Baptisterium, dem bel San Giovanni, und doch handelt es sich ausschließlich um eine einzige, ganz bestimmte Stelle, welche durch all die Jahrhunderte der Rezeptions- und Forschungsgeschichte hindurch seit dem 14. Jahrhundert Veranlassung zu der Behauptung gab, der Dichter sei dem Chronisten Villani in der Auffassung vom Baptisterium als ursprünglichem Marstempel vorangegangen. Giovanni Villani selbst nennt Dante nicht als Zeugen dieser Theorie, auch wenn er bei seiner Erzählung von der Überführung und Neuerrichtung der Marsstatue am Arno in der Motivation der Bürgerschaft auf die im folgenden zu besprechende Passage Dantes deutlich anspielt. (1) |
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(1) Manche Stellen werden im Verlauf dieser Abhandlung berührt, doch da dies nach thematischen
Gesichtspunkten geschieht, folgt hier neben der vermeintlichen Stelle (Inferno 13, 143-150) eine Übersicht über die tatsächlichen Verweise Dantes aufs Baptisterium: |
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Doch wird Dante bis heute in fast jeder Publikation zum Florentiner Baptisterium als Vorläufer der Villanischen Auffassung angeführt, wobei sich eine ganz eigene Tradition der Auseinandersetzung herausgebildet hat, nämlich die betreffende Passage der Divina Commedia stets als Literaturverweis (Inferno 13, 143 - 150) anzugeben, jedoch nie im Wortlaut zu zitieren, wohl deswegen, weil eine Ansicht, die seit ungefähr 650 Jahren in Umlauf ist, nach Meinung der Forschung in jedem Fall richtig sein müsse. (2) |
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(2)
So u.a. Horn (1938, S. 100 u. Anm. 1), Paatz (1941, II, S. 211, n. 2), Rubinstein (1967, S. 69, n. 76), Jacobsen (1980, S. 225, n. 2), Busignani (1988, S. 22 f.) u. Paolucci (in: Battistero I, 1994, S. 8 (introduzione)). |
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Wie lautet nun die Textstelle, von der fast jeder Dante-Interpret und Baptisteriums-Forscher glaubt,
in ihr sei implizit die Marstempelthese Villanis enthalten? |
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'Der Stadt entstammt ich, die den Schutzpatron, |
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(3) Übersetzung nach Dante, Göttliche Komödie, ed. Hertz, S. 61. |
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Der geschaßte Patron von Florenz, der heidnische Kriegsgott, von Haß gegen die Florentiner getrieben, weil diese ihm Johannes den Täufer vorgezogen hatten, läßt durch Attila Florenz in Schutt und Asche legen; der historische Attila, der 452 in Italien eingefallen war, wird in der Vorstellung des abergläubischen Selbstmörders als ein Werkzeug des heidnischen Kriegsgottes interpretiert. Daß die Bürger von Florenz aber ihre Stadt wieder aufbauen konnten, liegt allein daran - und Dante läßt seinen elenden Gewährsmann ausdrücklich die Meinung vertreten, es hätte sonst nicht gelingen können -, daß die Bürger eine Marsstatue an der Arnobrücke dort stehen ließen (Rimane ancor di lui alcuna vista). |
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Was Villani in seiner Chronik als allgemeines Bewußtsein der Bürger von Florenz zur Zeit der Christianisierung der Stadt kennzeichnet, wird von Dante als Äußerung eines verzweifelten Selbstmörders zunächst ganz offensichtlich charakterisierend verwendet. Indem die persönliche Aussage des Selbstmörders jedoch darüber hinaus auf ein allgemeineres Bewußtsein verweist - denn die Entscheidung, eine aus heidnischer Zeit stammende Marsstatue an der Arnobrücke stehen zu lassen, war die Tat der Florentiner Bürgerschaft und nicht nur die eines Einzelnen -, erscheinen die Aussagen des elenden Florentiners und Villanis Bericht einander durchaus verwandt. |
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Und doch gibt es gewichtige Unterschiede: Diese liegen erstens in der aktiven Neuaufrichtung der Marsstatue an einem anderen Ort (Villani) gegenüber dem Verbleib (rimane) der Statue an der Arnobrücke (Dante), zweitens in der Verknüpfung der Marsstatue mit dem Baptisterium, die bei Dante völlig fehlt, und drittens in der Art dieser Verknüpfung, die sich bei Villani als absurder Anachronismus herausstellt. |
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Denn so sehr Villani diesen Vorgang auch mit dem furchtsamen Aberglauben der im neuen Bekenntnis noch unsicheren Florentiner zu begründen sucht - die Darstellung der Übernahme des Christentums und die Erhöhung des abgesetzten heidnischen Patrons am Ufer des Arno als ein- und dasselbe Ereignis bleibt eine historische Unmöglichkeit. |
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Bei Dante hingegen ist die Motivation zur Bewahrung der Marsstatue psychologisch einsichtig in der Furcht vor Attila und dem fortdauernden Aberglauben der Florentiner, die den Hunnenkönig als Werkzeug des vertriebenen Kriegsgottes betrachten, begründet. |
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Doch wenn man einräumt, daß sich am Wortlaut der Danteschen Textstelle keine Erwähnung, ja nicht einmal eine Anspielung auf einen Marstempel als Vorläufer der Täuferkirche festmachen läßt, so ist die Behauptung noch immer nicht restlos aus der Welt geräumt, daß Dante an ein solches Verhältnis gedacht habe, und er habe es nur deswegen unterlassen, auch davon zu sprechen, weil die Marstempelthese die allgemeine Ansicht seiner Zeit gewesen sei, die den Zeitgenossen bei der bloßen Erwähnung des ehemaligen Patrons der Stadt sofort in den Sinn gekommen ist. |
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Diese Meinung setzt voraus, daß nicht erst der um eine Generation jüngere Villani die Marstempelthese erfunden habe, sondern daß sie schon vorher allgemein in Umlauf war, worauf dann Dante ganz selbstverständlich rekurrieren konnte.
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