Verlag Kunst in München Publikationen Harry Holland

Kunst in München


Man könnte noch hinzufügen:


Da die Entfernung des Gemäldes aus den Ausstellungsräumen ohne Mitteilung an die Öffentlichkeit geschah - worauf Frau Claudia Weber in ihrer Stellungnahme ja hingewiesen hätte -, kann man nur hoffen, dass Franz von Stucks Gemälde noch im Depot ist und nicht inzwischen wegegeben wurde!


Mit einer Ausstellung der ‚Salome’ des Franz von Stuck in seiner Villa während der Entfernung des Gemäldes aus der Dauerausstellung im Lenbachhaus sollte das geschehen, was die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen ganz selbstverständlich mit Hauptwerken der Neuen Pinakothek getan haben. Während die Neue Pinakothek geschlossen ist, haben Hauptwerke von deren Sammlung (ich habe sie nicht gezählt, aber es könnten knapp hundert sein) ein vorübergehendes Dasein in der Alten Pinakothek gefunden.


Was die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit hundert Gemälden geschafft haben, das müsste der Stadt München doch mit einem einzigen Gemälde gelingen.


April 2022

Eine interessante Führung zu zwei merkwürdigen Kunstwerken in der
Pinakothek der Moderne

Die Kuratorin Franziska Kunze erklärt zwei Videos zum Thema Meer



IV

Nachvollziehbarer war die Erklärung der Kuratorin bei der zweiten Videoinstallation, welche die Auswirkungen des Klimawandels und den Anstieg des Meeresspiegels in einer technisch anspruchsvollen Projektion am Beispiel zweier Millionenstädte, New York und Mumbai/Bombay, sinnfällig machte.

Zwei Besucher beim Betrachten des Videos ‚The Ocean Would Run Dry’ der pakistanischen Künstlerin Adeela Suleman, eines von zwei in der Pinakothek der Moderne ausgestellten Videos zum Thema Meer.

Vier Szenen aus der Videoinstallation ‚High Tide’ 2014/15 der Künstlergemeinschaft Haubitz & Zoche, die nach dem frühen Tod von Sabine Haubitz von Stefanie Zoche allein weitergeführt wurde. Die Szenen zeigen, von einem einzigen Projektor bespielt und von einem diagonal im Winkel von 45° aufgestellten Sonnenfensterglas in einer Ecke des Raumes an die Wände und den Spiegel geworfen, die Küstensituation der Städte New York und Mumbai am Meer von einem Standpunkt unmittelbar über der Wasseroberfläche aus.

I
Am Donnerstag, den
31. März veranstaltete der Freundeskreis der Pinakothek der Moderne (PIN.) eine Führung mit der im letzten Jahr berufenen Sammlungsleiterin für Fotografie und zeitbasierte Medien, Frau Dr. Franziska Kunze.


Frau Kunze präsentierte zwei schon früher erworbene Video-Objekte zum Thema Meer, eines mit dem Titel ‚The Ocean Would Run Dry’ von 2015, das andere unter dem Namen ‚Hight Tide’ von 2014/15.

Beide Objekte sind Beispiele für eine politisch-soziale und ökologisch bewusste Videokunst.

II

Die Interessenten aus dem Freundeskreis der PIN., darunter die beiden Vorsitzenden des Vorstands, Frau Dorothée Wahl und Frau Katharina Freifrau von Perfall, waren an diesem Abend so zahlreich erschienen, dass Franziska Kunze gleich zu Beginn der Führung anmerkte, noch nie in der Pinakothek der Moderne vor einem so großen Publikum gesprochen zu haben. Sie sprach dann in einer freundlichen und einnehmenden Weise, aber auch im Bewusstsein, dass ihre Aufgabe keine einfache sein würde.

III
Denn das erste Kunstobjekt, ein nur 90 Sekunden dauerndes Video der pakistanischen Künstlerin
Adeela Suleman zeigt nichts weiter als in Zeitlupentempo aufgenommene wogende Meereswellen in einem rötlich schimmernden Dunstschleier (siehe Foto), den die Künstlerin durch eine Photoshop-Nachbearbeitung erzeugt hatte und worin ihre bescheidene Leistung als Künstlerin bestand: Der rötliche Schimmer - so die Kuratorin unter Bezug auf die Künstlerin Suleman und deren Großmutter - sollte auf ein durch Blut gefärbtes Wasser und dieses wiederum auf die Heimatstadt Karachi der Künstlerin verweisen, in der sich - wie der erklärende Text am Eingang zum Betrachterraum angab - der „Gegensatz von Schönheit und Grausamkeit“ zeige, den das Meer mit der Stadt Karachi teile, welche die Künstlerin „als eine der interessantesten und zugleich gewalttätigsten Städte der Welt“ bis heute erlebt:

„Ebenso wie die pakistanische Hafenstadt ist (das Meer) riesig und schön, gnadenlos und erschütternd.


(Anschlagtext in der Pinakothek der Moderne)

Während Franziska Kunze durch ihre freundliche Art Sympathiepunkte sammeln konnte, waren die Besucher von ihrer Erklärung der magentarot schimmernden Meereswogen nicht so recht überzeugt.


VI

Einen selbständigen Erkenntniswert muss man auch dieser Videoinstallation freilich absprechen. Eine Erkenntnis setzt immer die Kenntnis bekannter Fakten, hier zum Klimawandel und den daraus hervorgehenden katastrophalen Konsequenzen wie des Anstiegs des Meeresspiegels voraus. Die Videoinstallation selbst kann solche Kenntnisse und Erkenntnisse nicht vermitteln.

VII
Nach Klärung technischer Fragen - z.B. wie ein einziger Projektionsstrahl durch Brechungen und Reflektionen in einer Glasfläche sich zu einem dreidimensionalen Bild zusammenfügt und symmetrisch ergänzt, wendete sich das Gespräch der Kuratorin mit den Teilnehmern denn auch auf die schon zuvor bekannten Konsequenzen von Umweltverschmutzung und Klimawandel.

VIII
Immerhin leistete die zweite Videoinstallation eine sinnfälligere Illustration bekannter sozialer und umweltpolitischer Tatsachen als Sulemans rötlich gefärbtes, verschwommen bewegtes Meer. An das Aufklärungspotential des gesprochenen Worts und einer theoretischen Darstellung mit ergänzenden Bildern und Illustrationen können Videoinstallationen aufgrund der Beschränktheit ihres Mediums nicht heranreichen, was deren Sinn überhaupt zweifelhaft macht.


Man braucht solche Installationen einfach nicht, um gegen die Umweltverschmutzung vorzugehen.


Und im Übrigen finden diese Installationen ohne Führung so gut wie kein Interesse beim Publikum (oder ebensoviel Interesse wie zersägte Motorräder und aufgehängte Kleider an Wäscheleinen).


IX

In einem Museum für Zeitgenössische Kunst mögen solche Videoinstallationen immerhin gezeigt werden. Sie bekommen so die Chance, durch sich selbst zu überzeugen oder sich vor dem Publikum zu blamieren. Denn solange es Künstlerinnen gibt, die sich gedrungen fühlen, sich auf diese Weise künstlerisch zu äußern, kann dies auch in einem öffentlichen Museum gezeigt werden. Nur darin liegt die Bedeutung einer Ausstellung wie ‚Medienkunst im Fokus’.


X

Dass die Pinakothek der Moderne und ihre Kuratoren andere Äußerungen zeitgenössischer Kunst, welche die Tradition abendländisch schöner Kunst weiterführen (und längst Interesse bei einem großen Teil des Publikums finden), ausgrenzt und diffamiert und damit ihren Auftrag in einer demokratischen Gesellschaft verfehlt, steht auf einem anderen Blatt. (Hegelfan)


18.3.22 / 14:08

Auf den Bericht vom 10.3. ist von Seiten der Villa Stuck durch deren Sammlungsleiterin (Head of Collections) heute (18.3.) geantwortet worden. In ihrer Email begrüßt Frau Brandlhuber die Initiative, die  ‚Salome’ des Franz von Stuck in der Villa Stuck auszustellen statt sie im Depot der Städtischen Galerie im Lenbachhaus aus Anlass von Wechselausstellungen dem Publikum vorzuenthalten. Sie schreibt:


„Ich kann Ihnen nur zustimmen, es wäre eine außergewöhnliche Freude, Franz von Stucks ‚Salome’ im Künstlerhaus Villa Stuck zeigen zu dürfen und damit an dem Ort, an dem das Gemälde entstanden ist.“ (Margot Brandlhuber)


V
In einem kahlen Raum, in dem sich außer der Videoprojektion noch ein skulptural nachgebildeter Wellenbrecher aus gebackenem Sand im hinteren Teil des Raumes befand, lief in einer Ecke, ergänzt durch eine dazwischen stehende Spiegelwand, über die Raumecke hinweg ein Video. Der Blick fiel auf bewegtes Wasser und abwechselnd auf die Küstenskyline von New York, erkennbar durch die Brooklynbridge, und auf Bombay/Mumbai in Indien.


Aufgenommen waren die Videos durch fest in Höhe der Meeresoberfläche verankerte Kameras, welche mit dem Bild auch die Geräusche von Wasser und Wellen aufzeichneten. Die bewegten Bilder, welche die Skyline der Küstenstädte bald zeigten, bald im überschwappenden Wasser untergehen ließen, wurden so ergänzt durch akustische Wellengeräusche, welche die visuelle Erfahrung des Betrachters, der mit der Kameralinse im Wasser sozusagen mit unterging und wieder auftauchte, akustisch noch erfahrbarer machte.


Franz von Stuck ‚Salome’ (1906), Städtische Galerie im Lenbachhaus, jetzt im DEPOT

Ein Hauptwerk der Städtischen Sammlung im Münchner Lenbachhaus ist ins Depot gewandert


10.3.22

Galerie im Lenbachhaus im März 2022

Wer jetzt die Städtische Galerie im Lenbachhaus (Luisenstraße 33) besucht, vermisst ein Meisterwerk, das dort zur Dauerausstellung und zu den highlights der Sammlung gehört: die ‚Salome’ des Franz von Stuck von 1906. Auf Anfrage hin erfährt man, dass das Gemälde ins Depot gewandert ist, weil man Platz für eine Wechselausstellung (und dann für weitere) braucht.

Nun gibt es in München noch ein anderes Städtisches Museum, in dem Gemälde Franz von Stucks ausgestellt sind, und zwar auf eine sehr faszinierende und einzigartig authentische Weise, nämlich am Ort ihrer Entstehung und in einem Ambiente, das der Künstler selber geschaffen hat, in der Villa Stuck (Prinzregentenstraße 60).

Da beide Museen - die Städtische Galerie im Lenbachhaus und das Museum Villa Stuck - der Stadt München gehören, sollte die ‚Salome’ des Franz von Stuck möglichst bald vom Depot, wo sie nicht hingehört, in die Villa des Malers überführt werden, damit sie so nicht länger den Besuchern der Münchner Museen vorenthalten bleibt.


(hegelfan@kritische-kunstgeschichte.de)